Share International, Juni 2020

Lesen Sie im Folgenden Auszüge aus der deutschen Printausgabe.

Was nun?

von Meister –, übermittelt von Benjamin Creme

Seit der ersten Ausgabe der Zeitschrift Share International hat Benjamin Cremes Meister vorgesehen, dass seine Artikel auch wiederholt, der jeweiligen Weltsituation entsprechend, veröffentlicht werden sollten. Tatsächlich scheinen viele dieser Artikel heute sogar noch relevanter zu sein als zu der Zeit, in der sie zum ersten Mal erschienen sind.

Es wird immer offensichtlicher, dass die heutigen Wirtschaftssysteme nicht mehr funktionieren. Zu vielen Menschen, Millionen von Menschen, wird das Recht auf ausreichende Nahrung, um leben zu können, vorenthalten. Die Produktionskapazitäten dieses Planeten sind gewaltig, aber die Verteilungsmechanismen sind derart unangemessen und ungerecht, dass Millionen leiden und unnötigerweise verhungern. Alle wissen, dass das wahr ist, und trotzdem geschieht nichts, um dieses Verbrechen zu beenden.

Wie weiter? Wie lange müssen die Armen noch so leiden? Wie lange wollen die Nationen dieses Unrecht noch dulden, bevor eine Katastrophe von ungeahntem Ausmaß über die Welt hereinbricht?

Ist es nicht seltsam, dass die Menschen nie versucht haben, dieser anhaltend tragischen Situation, dass mitten im Überfluss Millionen leiden und sterben, ein Ende zu setzen? Die einfachste aller Lösungen scheint denen, die im Überfluss leben, noch nie in den Sinn gekommen zu sein. Warum sehen sie nicht, dass Gerechtigkeit die Lösung ist? Dass die Reichen die Reichtümer, über die sie verfügen, teilen müssen, ist nicht nur vernünftig und gerecht, sondern auch für den Frieden in der Welt und das Wohlergehen aller unerlässlich, wenn ihr Überleben gesichert werden soll.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Teilen ist nicht bloß ein gutes und gerechtes Ideal, sondern für das Überleben der Menschheit essenziell – das müssen die Menschen begreifen. Nur umsichtiges und gerechtes Teilen wird den Frieden bringen, nach dem sich alle Menschen sehnen, da ohne Teilen niemals Vertrauen entstehen kann.

Seid versichert, dass Maitreya diese einfache Wahrheit den Menschen selbst erklären und die positiven Folgen vor Augen führen wird. Arbeitet wie viele andere auch mit ihm zusammen, um die Notwendigkeit von Teilen und Gerechtigkeit allen bewusst zu machen. Denkt daran, dass kein Mensch ein von anderen isoliertes Einzelwesen und allein ist, und dass alle Menschen, ob sie es wissen oder nicht, auf einer langen, fortschreitenden Entdeckungsreise durch unsichtbare Bande miteinander verbunden sind. Gebt das Spalten auf und helft euren Brüdern und Schwestern auf dem Weg.
(Share International, Juni 2013)

Ansturm des Neuen

Einige werden die kommenden Monate als die schwierigsten empfinden, die sie jemals erlebt haben, und daher auch nach dem kleinsten Hoffnungsschimmer oder nach Anzeichen für ein Nachlassen der Kräfte suchen, denen sie sich nicht gewachsen fühlen.

Gleichzeitig wird es bei anderen ein gesteigertes Gefühl der eigenen Genialität und Kreativität hervorrufen, auch wenn das vielleicht nicht immer der Wirklichkeit entsprechen dürfte. Alles bewegt sich jetzt sehr schnell in das neue Zeitalter hinein, das von den Wassermannqualitäten geprägt ist – auch wenn dieses Ereignis möglicherweise unterschiedlich interpretiert wird. Seine Auswirkungen jedenfalls werden gewaltig sein.

Wie sollen denn die Menschen darauf reagieren? Macht euch bewusst, dass dies ein weiterer Schritt auf dem Weg in die neue Zeit ist und stellt euch mit dieser Haltung auf die Rückkehr des großen Lehrers ein. Öffnet die Tore von Herz und Verstand und seid bereit für den Ansturm des Neuen. (Share International, Juli/August 2015)


Fragen und Antworten – in Auszügen

Benjamin Creme wurden bei jedem seiner weltweit gehaltenen Vorträge, aber auch tagtäglich, unzählige Fragen zu sehr vielen Themen gestellt. Er verstand sich allerdings nie als Schiedsrichter über die Authentizität oder Aussagen anderer Gruppen. Auf dieses immense Quellenmaterial können wir zurückgreifen und die vielen von ihm und seinem Meister in den vergangenen Jahren beantworteten Fragen, die noch nicht in Share International erschienen sind, veröffentlichen.

F. Warum müssen täglich Menschen sterben, wenn die Meister das verhindern könnten?(Vortragsveranstaltung mit Benjamin Creme, Japan 2001)

A. Weil die Meister es nicht verhindern können. Sie dürfen es nicht verhindern. Wir dürfen es verhindern; wir könnten dem schon morgen ein Ende setzen. Wir könnten die Ressourcen der Welt so verteilen, dass schon am nächsten Tag niemand mehr sterben müsste. Doch Millionen Menschen verhungern. Aber es fällt nicht unter die Verantwortung der Meister; dafür sind wir verantwortlich.

Es gibt ein wichtiges Gesetz, das Gesetz des freien Willens. Dieses Gesetz, das unsere Willensfreiheit bestimmt, lässt es nicht zu, dass die Meister etwas für uns tun, was wir selbst tun müssen. Wir würden sonst nie wachsen. Wir würden uns sonst nie weiterentwickeln. Wir würden sonst nie zu Meistern werden. Wir würden nie die Evolution schaffen, die in dieser Welt unsere Bestimmung ist, wenn die Meister alles für uns tun würden. Wir müssen begreifen, dass es unsere Verantwortung ist.

Es ist ein schreckliches Verbrechen, dass Menschen sterben. Die Leute sagen: „Warum lässt Gott das zu?“ Das hat nichts mit Gott zu tun. Das hat mit uns zu tun. Wir sind füreinander verantwortlich. Darum sind wir hier. Wir sind hier, um uns umeinander zu kümmern. Das ist das, was Familien machen, und je eher wir das einsehen, desto besser geht es uns.

Es ist obliegt also nicht den Meistern. Es obliegt jedem Menschen, die Verantwortung dafür zu übernehmen, menschlich zu sein. Und menschlich zu sein, bedeutet göttlich zu sein. Das ist ein und dasselbe. Es kommt eine Zeit, in der die Menschen – jeder individuell – erkennen, dass das, was wir Menschheit nennen und was wir Gott nennen, ein und dasselbe ist. Da gibt es keine Trennlinie. Es gibt überhaupt nichts Abgegrenztes. Im gesamten Kosmos ist jedes Teilchen, jedes Element des Lebens mit jedem anderen Teilchen verbunden, nichts im gesamten Kosmos existiert getrennt voneinander. Das ist die große Häresie – diese Idee, dass wir separate Wesen seien.


Leserbriefe

Share International verfügt über einen sehr großen Vorrat an Leserbriefen mit Erlebnisberichten, die bereits von Benjamin Cremes Meister als authentisch bestätigt, aber noch nicht veröffentlicht wurden. Auf diese Briefe, die teilweise schon vor Jahren eingegangen sind, können wir jetzt zurückgreifen. Neuere Briefe veröffentlichen wir unkommentiert zu Ihrer Information.

Leserbriefe, die von ungewöhnlichen Erlebnissen und Begegnungen berichten, sind weiterhin willkommen. Auch wenn wir sie nicht bestätigen oder angeben können, ob ein Meister dabei involviert war, könnten die Erfahrungen doch „für sich sprechen“, indem sie Hoffnung, Inspiration und Trost vermitteln.

Klopf, klopf!
Unser Haus stand beinahe neun Monate zum Verkauf (Brief vom Juni 2005). Wir hatten viele Besichtigungen, es wurde zwei Mal verkauft, was aber am Ende immer scheiterte. Erst vor zwei Tagen dachten wir, jetzt hätten wir es endlich verkauft, doch dann wollte die Dame nicht weitermachen. Der Anlass, warum wir es verkaufen wollen, ist, dass ich die Treppen nicht mehr schaffe, und weil für die Meditationsgruppe, die am Sonntag bei uns stattfindet, der Bungalow, den wir erwerben wollen, geeigneter wäre, weil wir dann nicht das Wohnzimmer benutzen müssten.

Am Freitag wollten wir dann eigentlich schon aufgeben. Am Samstagmittag klopfte ein Paar an die Tür und sagte, dass sie für 13.30 Uhr einen Besichtigungstermin von dem Makler (realtour) bekommen hätten.

Davon wussten wir nichts, erlaubten ihnen aber, das Haus zu besichtigen. Der Mann war schwarz, die Dame weiß. Es wurde eine ungewöhnliche Besichtigung. Sie waren sehr lustig und glücklich und sprachen nur die positiven Aspekte des Hauses an. Sie nannten weder ihren Namen, noch sagten sie, woher sie kamen.

Bei uns steht eine große Jesusstatue an der Treppe, und als die Dame sie entdeckte, meinte sie, wir hätten ja einige sehr interessante Dinge. Als sie gingen, schüttelten sie uns beiden die Hand und meinten, wir sollten den Makler kontaktieren und unser Bedauern ausdrücken, dass er uns nicht benachrichtigt hatte.

Als sie weg waren, rief ich den Makler an, der mit dem Verkauf beauftragt war, aber dort hatte niemand das Paar zu uns geschickt. Zuerst dachten wir, dass jemand einfach spontan an die Tür geklopft hat, um sich das Haus anzuschauen, aber nach längerem Überlegen haben wir uns gefragt, ob es nicht Jesus und Maitreya gewesen sein könnten. Nach dem Besuch des Paares hatten wir das Gefühl, doch noch die Kraft zu haben, weiterzumachen. Der Makler riet uns, das nicht mehr zu machen, weil es riskant sei. Könnten Sie bitte Ihren Meister über das Paar befragen, das unser Haus besuchte?

A. L., Sutton Coldfield, Großbritannien
(Benjamin Cremes Meister bestätigte, dass der Mann Maitreya und die „Frau“ der Meister Jesus waren.)

Über Vornamen
Ich ging einmal in einen kleinen Laden, um Wolle zu kaufen. Der Mann, der der Eigentümer des Geschäftes war, fragte mich, wozu ich denn 100% reine Wolle bräuchte. Ich erklärte ihm, dass ich einen ansana stricken wolle, um diesen über mein Meditationskissen zu legen. Er fragte mich, um welche Meditation es sich handele, und dann unterhielten wir uns länger über alles Mögliche, auch über Jesus und über seine und meine religiösen Vorstellungen. Dabei nannte er mich auf einmal bei meinem Vornamen, Sylvie. Mir blieb kurz das Herz stehen, ich erschrak richtig, denn schließlich kannte mich dieser Mann ja gar nicht, und ich hatte meinen Namen auch nicht erwähnt.  Als die Unterhaltung dann weiterging, erwähnte er etwas später wieder meinen Namen. Ich fragte, woher er meinen Namen wisse. Er blieb entspannt und sagte: „Ach, wissen Sie, ich bin ein guter Psychologe.“ Als ich dabei war, zu gehen, fragte er, ob er mich auf beide Wangen küssen dürfe, und ich sagte: „Natürlich!“ Ich musste mich sehr zusammennehmen, um nicht zu weinen. Er begleitete mich zur Tür seines Ladens und sagte: „Wenn Sie mich wieder besuchen möchten, können Sie das gern tun. Aber im Juni schließe ich den Laden, und dann gibt es ihn nicht mehr.“
Wer war dieser Mann? Ich danke ihnen.

S. R., Montreal, Kanada

(Benjamin Cremes Meister bestätigte, dass der Mann Maitreya war)


Zeichen der Zeit

Zeichen am Himmel

Internationale Raumstation (ISS) – Am 2. April 2020 entdeckte ein Zuschauer während einer Livesendung der Internationalen Raumstation eine riesige Flotte ungewöhnlich stark leuchtender Objekte, die sich langsam an der Station vorbeibewegte, und machte Aufnahmen davon. (Quelle: YouTube: Gorden McKenna)

Auch wenn wir nicht bestätigen können, ob es sich bei allen drei Fotos um einen Lichtsegen* handelt, veröffentlichen wir sie zu Ihrer Information.


*Aufnahmen mit Lichtbündeln oder Lichtwirbeln, die erst auf den entwickelten Fotos zu erkennen sind. Diese Lichter sind nicht auf Fehler im Film oder beim Entwicklungsprozess zurückzuführen und sie befinden sich auch nur auf diesen speziellen Aufnahmen und nicht auf dem jeweils ganzen Film. Benjamin Cremes Meister hatte dieses Phänomen als Segen von Maitreya oder Meister Jesus bestätigt.

Deutschland – Tisch mit Kuchen und Keksen, die von Mitgliedern der Transmissionsmeditationsgruppe Regensburg als Weihnachtsgeschenke gebacken wurden – „um anderen eine Freude zu machen“. Aufgenommen und eingesandt im November 2008 von Waltraud Niedermeyer. Benjamin Cremes Meister hatte bestätigt, dass es ein Lichtsegen von Maitreya war.


Austeritätspolitik und die Ausbreitung von Covid-19

von Luc Guillory

Während die ganze Welt in Angst vor der Coronavirus-Pandemie lebt, findet man in sozialen Netzwerken und sogar in den Mainstreammedien eine Fülle von Kommentaren zu den Ursprüngen des Virus.

Einige meinen, dass die neue 5G-Technologie für Smartphones für die Schwächung unseres Immunsystems verantwortlich sei. Wer diese Theorie vertritt, lässt keine Gelegenheit aus, darauf hinzuweisen, dass Wuhan, wo das Virus offenbar seinen Ursprung hat, der erste Ort auf der Welt war, an dem 5G intensiv entwickelt und getestet wurde – ganz in der Nähe des dortigen Instituts für Virologie.

Andere sehen einen Zusammenhang mit dem armen Schuppentier, das gejagt und auf chinesischen Märkten als Nahrungsmittel verkauft wird, als ein Symbol für die Rache der Natur und insbesondere des Tierreichs an der gefühllosen Menschheit.

Viele andere Theorien und „Erklärungen“ wurden wild in Umlauf gebracht. Aber ein Aspekt, den unsere Regierungen sicher nach Kräften aus der öffentlichen Diskussion und Wahrnehmung raushalten wollen, ist die Tatsache, dass unsere Gesundheitssysteme schlecht vorbereitet waren. Zu sagen, dass Regierungen und Wissenschaft diese Pandemie nicht haben kommen sehen, wäre untertrieben. Angesichts der Tatsache, dass vorherige Epidemien wie SARS, H1N1 und andere gezeigt haben, wie unerwartet ein derartiges Ereignis eintreten kann, hätten sie es wissen müssen.

Vor allem fällt auf, dass wir in den sogenannten entwickelten Ländern und Volkswirtschaften die Fähigkeit verloren haben, mit solchen Situationen umzugehen. Und der eigentliche Grund dafür hat nichts mit der Wissenschaft oder mit 5G oder dem Schuppentier zu tun, sondern mit unserer Art der Politik.

Bezeichnend ist das Beispiel, das Frankreich in dieser Hinsicht abgibt. Im Jahr 2000 lag Frankreich mit seinem Gesundheitssystem noch auf dem ersten Platz im Ranking der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Seitdem haben die aufeinanderfolgenden Regierungen immer wieder Kürzungen des Gesundheitsetats vorgenommen, um den von der Europäischen Kommission erlassenen Leitlinien der Wirtschaftspolitik (GOEP – General Orientations of Economic Policy) zu entsprechen. Tausende von Betten wurden gestrichen und im Namen „verantwortungsbewusster Regierungsführung“ wurden gar ganze Krankenhäuser und Entbindungseinrichtungen geschlossen.

Man kann dies als „verantwortungsbewusste Regierungsführung“ oder als „Austeritätspolitik“ bezeichnen, aber egal wie man es nennt, die Fakten bleiben die gleichen, und die Folgen sind klar: Das französische Gesundheitssystem wurde in den letzten zwanzig Jahren beträchtlich zusammengestrichen, und zwar so sehr, dass Frankreich hinsichtlich seines Gesundheitssystems heute kaum noch unter den ersten zehn Ländern Europas rangiert.

Vor dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie ging das medizinische Personal auf die Straße und rief zum Streik auf, um gegen ihre verzweifelte Lage, gegen den Mangel an Personal und geeigneter Ausrüstung zu protestieren. Sie hatten die Regierung gewarnt, dass sie erschöpft seien und dass das System kurz vor dem Zusammenbruch stehe. Überlastete Ambulanzen und Notaufnahmen in Krankenhäusern im ganzen Land veranschaulichten das Problem auf dramatische Weise.

Kürzung medizinischer Leistungen zur Schuldentilgung

Als er zum Präsidenten gewählt wurde, hatte Emmanuel Macron, ein sogenannter überzeugter „Liberaler“, bereits ein Programm entworfen, das eine Einsparung von 15 Milliarden Euro bei der Krankenversicherung vorsieht. Dies bedeutete zwangsläufig weitere Budgetkürzungen für das Gesundheitssystem.

Nach Angaben des französischen Ökonomen Thomas Porcher* von „Les économistes atterrés“ [wörtlich übersetzt „Die entsetzten Ökonomen“ – eine von Wirtschaftswissenschaftlern gegründete Gesellschaft zum „Widerstand gegen die neoliberale Orthodoxie“] wurden aufgrund dessen in den letzten zehn Jahren fast 20 000 Krankenhausbetten gestrichen.

Was Italien betrifft, hat das Land 20 Milliarden Euro an sozialen „Kosten eingespart“ und dafür in zehn Jahren 70 000 Krankenhausbetten gestrichen, sagt Porcher.

In Großbritannien haben die verschiedenen konservativen Regierungen nacheinander eine „Sparpolitik“  mit realen Kürzungen bei der Gesundheits- und Sozialfürsorge eingeführt.

Dem GOEP liegt die Verpflichtung zugrunde, der Tilgung der Staatsschulden Vorrang vor der Sozialfürsorge einzuräumen. Durch die Senkung der Gesundheitsausgaben hat Italien unbestritten seine Fähigkeit bewahrt, sich Geld auf den Finanzmärkten zu leihen. Es kommt also nicht von ungefähr, dass Italien, Spanien, Frankreich und Großbritannien zu den vier europäischen Ländern gehören, die am stärksten vom Coronavirus betroffen sind.


Optimismus in Zeiten von Corona

Ein Interview mit dem Ökonomen und Autor Graeme Maxton

von Felicity Eliot

Graeme Maxton ist ein britischer  Ökonom und Bestsellerautor, der über Klimawandel, Energie und die Automobilindustrie schreibt und spricht. Er war von 2014 bis 2018 Generalsekretär des Club of Rome. Sein jüngstes Buch Globaler Klimanotstand wurde 2020 veröffentlicht. Er untersucht darin, wie die Gesellschaften die Hürden überwinden können, die sie daran hindern, wirksam auf den Klimawandel zu reagieren. Er steht dem modernen ökonomischen Denken zutiefst kritisch gegenüber und schreibt nachdrücklich über die Notwendigkeit eines grundlegenden Wandels. Sein Buch von 2018 Change! Warum wir eine radikale Wende brauchen stand in Deutschland bei Amazon an erster Stelle auf der Bestsellerliste. Er ist auch Co-Autor von Ein Prozent ist genug: Mit wenig Wachstum soziale Ungleichheit, Arbeitslosigkeit und Klimawandel bekämpfen (2016). Felicity Eliot interviewte ihn Anfang April zu einer sehr intensiven Zeit des Lockdowns.

SI: Was für seltsame Zeiten, in denen wir uns befinden!

Graeme Maxton: Allerdings, aber ich nehme an, das gehört zu jenen Dingen, die wir in irgendeiner Form erwartet haben, und natürlich ist es umso wahrscheinlicher, dass so etwas geschieht, je mehr wir gegen die Grenzen der Natur anrennen. Aber so schrecklich es auch ist angesichts des Verlusts an Menschenleben und des menschlichen Elends, ist es seit langer Zeit das Erste, was mir Hoffnung macht.

SI: Trotz allen Leids scheinen viele Menschen hoffnungsvoll zu sein und zu spüren, dass in der gegenwärtigen bizarren Seuchenzeit auch Möglichkeiten liegen. Eines ist klar – wir können nicht einfach wieder zur Tagesordnung zurückkehren. Verstehe ich Sie richtig, dass Sie denken, die meisten Vorstellungen von Veränderungen seien nicht radikal genug?

GM: Mit der Idee, wir könnten unsere Lebensweise bloß leichten Veränderungen unterziehen, immer mehr recyceln und die Anzahl unserer Flüge einschränken, werden wir die notwendige Senkung der Emissionswerte nicht erreichen. Aber plötzlich scheint es möglich! Wir können alle Flüge stoppen. Wir können alle diese Autos, alle diese Schiffe, die alles Mögliche Zeugs, das wir nicht brauchen, um die Welt transportieren, stoppen. Und nun erweist es sich plötzlich, dass das Radikale geschehen ist. So schnell kann etwas, das wie eine überspannte Idee aussah, geschehen. Und es hat Leuten wie mir die enorme Gelegenheit verschafft zu sagen – seht nur, wir können es! Zum ersten Mal seit langer Zeit fühle ich mich optimistisch, weil wir erkennen, dass wir das Klimaproblem tatsächlich lösen können.

SI: Es gibt immer noch Leute, die den Klimawandel leugnen, auch einige prominente Staatslenker. Können Sie erklären, woher es kommt, dass unsere Finanz- und Wirtschaftssysteme mit dem Klimawandel kollidieren und großen Schaden auf dem Planeten anrichten?

GM: Wir haben ein Wirtschaftssystem, in dem wir versuchen, die Wirtschaft jedes Jahr wachsen zu lassen. Es herrscht ein starker Fokus auf Wirtschaftswachstum, aber um Wachstum zu erreichen, müssen wir die Produktion steigern. Um die Produktion zu steigern, müssen wir mehr Ressourcen verbrauchen. Und wir müssen mehr Energie verbrauchen, weil alle diese Dinge mehr Energie benötigen. Um alle diese Ressourcen herbeizuschaffen und die erforderliche Energie zu erzeugen, für die Fabriken, die Schiffe sowie für alle die Dinge, die notwendig sind, um beispielsweise Nahrungsmittel anzubauen, sind wir vor allem auf Kohlenstoff angewiesen. Und das bedeutet Kohle, Öl und Gas. Wir müssen also jedes Jahr mehr Dinge erzeugen, was bedeutet, dass wir mehr Energie erzeugen müssen, welche mehr Emissionen erzeugt, und so erzeugen wir den Klimawandel. Der Anstoß zu erhöhter Produktivität und mehr Wirtschaftswachstum ist die direkte Ursache des Klimawandels.


Appell zum 1. Mai

von Vandana Shiva

Lasst uns an diesem 1. Mai nicht vergessen, dass es nicht nur eine Coronavirus-Pandemie gibt, die bisher über 3,19 Millionen Menschen infiziert und über 228 000 Menschen getötet hat, sondern dass wir auch mit einer Hunger-Pandemie und einer pandemischen Zerstörung der Lebensgrundlagen konfrontiert sind. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen hat uns vor einer drohenden Hunger-Pandemie gewarnt, die über 250 Millionen Menschen betreffen kann und deren Leben und Lebensgrundlagen akut und extrem gefährdet. Über eine Million Menschen sind bereits in Lebensgefahr, und in den nächsten drei Monaten könnten täglich 300 000 Menschen an Hunger sterben.

Laut einem Bericht der ILO [Internationale Arbeitsorganisation] hat die durch die Pandemie ausgelöste Wirtschaftskrise für  fast 1,6 Milliarden Beschäftigte in der informellen Wirtschaft, die auf dem Arbeitsmarkt am stärksten gefährdet sind, zu massiven Einbußen hinsichtlich ihrer Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, geführt. Die ILO schreibt: „Für Millionen von Beschäftigten bedeutet der Wegfall des Einkommens, dass sie keine Nahrung, keine Sicherheit, keine Zukunft haben. […] Während sich die Pandemie und die Arbeitsmarktkrise ausbreiten, ist es sogar noch dringlicher, die am stärksten gefährdeten Menschen zu schützen.“

Alle drei Pandemien entspringen einem Wirtschaftsmodell, das auf Profit, Gier und Ausbeutung der Ressourcen basiert, das die Umweltzerstörung beschleunigt, den Verlust der Lebensgrundlagen und die zunehmende wirtschaftlicher Ungleichheit verschärft und die Gesellschaft in „1% und 99%“ gespalten hat. Lasst uns in der Zeit der Corona-Krise neue Wirtschaftsformen erdenken und gestalten, die auf einer Erd-Demokratie und Wirtschaftsdemokratie zum Schutz der Erde und der Menschheit basieren. Lasst uns alle drei Krisen durch demokratische Partizipation und Solidarität angehen. Lasst uns aktiv am Aufbau zukünftiger Wirtschaftssysteme mitwirken, um sicherzustellen, dass niemand ohne Arbeit und niemand ohne Stimme ist.

Diese drei Krisen sind ein deutliches Signal, dass die Wirtschaft, die von einem Prozent der Weltbevölkerung beherrscht wird, weder für die Menschen noch für die Natur funktioniert. Für dieses eine Prozent sind die 99 Prozent „nutzlose Menschen“, da sie sich eine Zukunft mit digitaler Landwirtschaft ohne Bauern und mit automatisierten Fabriken und Produktionsweisen ohne Arbeiter vorstellen. Menschen, die nutzlos oder entbehrlich sind, gibt es nicht. Als Bewohner dieser Erde sind wir verpflichtet, Wirtschaftsformen zu schaffen, die nicht die Natur zerstören und Hunger erzeugen, die nicht die Lebensgrundlagen und die Freiheit, die Würde und das Recht auf Arbeit zunichte machen und nicht unsere Gesundheit durch die Verbreitung von Krankheiten und Pandemien zerstören.

Lasst uns nach Covid-19 die Wirtschaft reformieren und uns daran orientieren, dass jedes Leben denselben Wert hat, dass wir alle Teil der Erde sind, dass Arbeit unser Recht und zentral für unser Menschsein ist. Lasst uns inmitten der Corona Krise daran erinnern, dass die wichtigste Arbeit die Fürsorge für die Erde und füreinander ist.

Wir sind eine Menschheit auf einem Planeten. Autonomie, Sinnhaftigkeit, Würde, Arbeit, Freiheit und Demokratie sind unser Geburtsrecht. (Quelle: Navdanya International)
www.navdanya.com
Vandana Shiva ist eine indische Wissenschaftlerin und Autorin, sozialengagierte Umweltaktivistin und Globalisierungskritikerin, Mitglied des Club of Rome und wurde unter anderem auch mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.


Inhalt der Printausgabe

Was nun?
von Meister –, übermittelt von Benjamin Creme

Ansturm des Neuen
von Meister –, übermittelt von Benjamin Creme

MEINUNG
Aus der Notlage zur Neugeburt
von David Korten

Optimismus in Zeiten von Corona
Ein Interview mit dem Ökonomen und Autor Graeme Maxton
von Felicity Eliot

Elisabeth Warnon
– eine unbekannte und verkannte Eingeweihteund Autorin
von Claude Chaboche

Appell zum 1. Mai
von Vandana Shiva

ZEICHEN DER ZEIT

The Elders
– Pressemitteilung 11. Mai 2020 – (Auszug)

Das Menschenreich als Bindeglied
– eine Zusammenstellung

Austeritätspolitik und die Ausbreitung von Covid-19
von Luc Guillory

LESERBRIEFE

FRAGEN UND ANTWORTEN